Unser Logo: stilisierte Weltkugel mit Vereinsnamen

Ich sehe ein Kreuz, einen ¾-Kreis und kleine Felder.
Ich sehe ein ganzes, fertiges Kreuz und einen unfertigen, offenen Kreis.
Der unfertige Kreis – Zeichen für die Welt und das fertige Kreuz – Zeichen für den christlichen Glauben?
Also – vollendetes Kreuz und unfertige Welt oder – festgefügtes Kreuz und offene Welt?
Der unfertige Kreis, Zeichen für die Welt, erinnert mich an ein abgesichertes Fenster, es ist verdrahtet, eingeteilt, kleinkariert.
Das Kreuz hat die Welt in drei gleich große Stücke geteilt. Auch das Kreuz ist Ursache der Teilung. Die Schrift „Ökumenisches Forum Berlin-Marzahn“ fügt sich nicht in den Kreis ein, sie trägt nicht dazu bei, dass die Rundung gelingt. Ökumene ist eben keine runde Sache, so sehr sie von gelungenen Begegnungen, geistlichen Aktivitäten und guten menschlichen Beziehungen lebt.
Das Symbol als Ganzes enthält eine Spannung: ¾ und ¼. Das eine reale oder nicht reale Viertel unterscheidet sich sehr von den anderen.
In eben diesem einen Viertel, in dem offenen Teil des Symbols steht: Ökumenisches Forum Berlin-Marzahn. Das Ökumenische Forum Berlin-Marzahn drängt hinaus. Es sprengt den gedachten Kreis und lässt sich nicht einfangen in vorgestellte und angedachte Linien oder Karos. „Es zieht sich raus“ aus der Welt in eine Kirchlichkeit, in eine eigene abgehobene Sphäre, auf eine Diskussionsebene, in eine Veranstaltungskirche?
Wer sich hinauswagt, liebt den Aufbruch, das Experiment und die Freiheit. Und wenn es gut geht, hat er eine Vision, eine Utopie, etwas woran sein Herz hängt, dem er nachjagt.
Die Schrift „Ökumenisches Forum Berlin-Marzahn“ ist in die Nähe des Kreuzes gerückt. Die Kreuzestheologie als Ausgangsposition will Richtung sein im ökumenischen Alltag: „Christen stehen bei Gott in seinem Leid!“ Wird das Forum dazu beitragen, dass für die Armen die Türen des europäischen Hauses und nicht nur die Fensterläden geöffnet werden?
Forum heißt auch Marktplatz. In Assisi habe ich es erlebt, was ein lebendiger Marktplatz sein kann: Tagsüber war er belebt von geschäftigen Touristen. Sie verweilten in der Regel nur kurz, um am Brunnen Wasser zu holen, sich ein Bauwerk anzusehen oder einzukaufen. Doch am Abend, wenn die Hitze des Tages sich gelegt hatte, bevölkerten Gruppen der Muße diesen Platz: Sie aßen, tranken, beteten, erzählten und diskutierten miteinander.
Ja, manche Menschen kommen zum ökumenischen Forum, um bei einem Thema dabei zu sein, um eine Aktion mitzumachen. Andere verweilen länger und tummeln sich auf dem Terrain der Diskussion und Meinungsbildung und lassen sich einbinden in einen Auftrag für unsere Welt.
Auf dem Forum im alten Rom wurde aber auch Recht gesprochen. Auch das Ökumenische Forum Berlin-Marzahn muss sich bekennen, wo es steht und wohin es will.
Unsere noch bewohnbare Erde braucht eine einige, erneuerte Christenheit. Ökumene ist Bewegung. Wie gelangt die Kirche zur Einheit, nicht zur Einheitlichkeit. Wie werden wir eine Kirche für die Armen.
Wie und wodurch ändern wir uns und werden somit befreit zu neuem Tun? Wie erreichen wir die Gewissen unserer lokal und parochial orientierten Gemeinden angesichts unserer Weltverantwortung? Welches ist unsere ökumenische Vision, die uns begeistert und wenn nötig auch leidenschaftlich sein lässt.


Herr, unser Gott – wir brauchen deinen guten Geist, damit wir uns gehalten und geborgen wissen in unserem Auftrag für die Welt auch bei Kursänderung und neuem Wagnis.


Gertrud Zietz
(Leiterin des Ökumenischen Forums Berlin-Marzahn von 1991 bis 1998)